Suchtarten

Sucht hat viele Gesichter

„Sucht“ kennt viele Begriffe: „Abhängigkeit“, „Substanzmissbrauch“, „Abhängigkeitssyndrom“ und „Substanzgebrauchsstörung“ werden in der Regel oft verwendet. Sie bedeuten den zwanghaften Konsum von Alkohol, rezeptfreien Medikamenten, Drogen oder anderen stimmungsverändernden Substanzen.

Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Begriff Sucht von 1957 bis 1963. Danach wurde er zunächst durch Missbrauch und Abhängigkeit ersetzt. Schließlich wurde nach 1969 das Missbrauchskonzept zugunsten vier definierter Klassen des Gebrauchs verworfen:

  • Unerlaubter Gebrauch ist ein von der Gesellschaft nicht tolerierter Gebrauch.
  • Gefährlicher Gebrauch ist ein Gebrauch mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten.
  • Dysfunktionaler Gebrauch liegt vor, wenn psychische oder soziale Anforderungen beeinträchtigt sind.
  • Schädlicher Gebrauch hat bereits schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) hervorgerufen.

Der professionelle und wissenschaftliche Sprachgebrauch in den Bereichen Medizin, Psychiatrie, Psychologie und Soziale Arbeit bevorzugt mittlerweile die Formulierungen des ICD-10 und spricht von Abhängigkeit und speziell vom Abhängigkeitssyndrom für stoffgebundene Abhängigkeiten.

Suchtbehandlung und Suchtkrankheiten im Überblick

Ähnlich wie bei anderen chronischen Krankheiten wie zB. Diabetes, Asthma und Bluthochdruck gibt es bei der Sucht oft Zyklen von Rückfällen und Remissionen. Aber wie andere chronische Krankheiten auch, kann die Sucht wirksam behandelt und erfolgreich bewältigt werden.

Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Arten von Sucht (stoffgebundene Sucht oder nicht-stoffgebundene Sucht), wie sie sich auf Sie auswirken und wie sie behandelt werden können.


 

Alkohol

Alkohol ist die am häufigsten verwendete berauschende Substanz in Österreich. Der Konsum ist für Menschen ab 16 Jahren legal und geschieht grundsätzlich ohne Zwischenfälle. Es gibt jedoch ein Kontinuum von Risiken und Problemen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum.

Zu riskantem Trinken gehört starkes oder exzessives Trinken, einschließlich Rauschtrinken. „Binge-Drinking“ ist definiert als vier oder mehr Getränke auf einmal für Frauen und fünf oder mehr Getränke für Männer.

Riskantes Trinken bezieht sich auch auf den Konsum von Alkohol in Situationen, die ein erhöhtes Schadenspotenzial bergen, wie z.B. vor oder während des Autofahrens, während der Schwangerschaft oder während der Einnahme bestimmter verschreibungspflichtiger Medikamente (z.B. bestimmter Beruhigungsmittel).

Das Erkennen und Angehen von riskantem Trinkverhalten kann dazu beitragen, schwerwiegendere Probleme des Alkoholmissbrauchs und der Alkoholabhängigkeit zu verhindern.

Alkoholmissbrauch ist ein anerkannter medizinischer Zustand, der sich auf den regelmäßigen Konsum von Alkohol trotz wiederkehrender negativer Folgen bezieht. Eine Diagnose wird gestellt, wenn eine Person eines oder mehrere der folgenden Anzeichen innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten zeigt:

  • Wiederkehrender Alkoholkonsum, der zu einer Nichterfüllung von Verpflichtungen am Arbeitsplatz, in der Schule oder zu Hause führt
  • Wiederkehrender Alkoholkonsum in Situationen, in denen er physisch gefährlich ist (z.B. das Lenken eines Fahrzeugs, wenn man alkoholisiert ist)
  • Wiederkehrende rechtliche Probleme im Zusammenhang mit Alkohol
  • Anhaltender Alkoholkonsum trotz wiederkehrender sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme, die durch den Konsum verursacht oder verschlimmert werden

Alkoholabhängigkeit, auch als Alkoholismus oder Alkoholsucht bezeichnet, ist eine chronische Krankheit mit definierbaren Symptomen. Eine Diagnose der Alkoholabhängigkeit wird gestellt, wenn eine Person innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten drei oder mehr der folgenden Symptome erlebt:

  • Erhöhte Toleranz und die Notwendigkeit größerer Alkoholmengen, um eine Berauschung zu erreichen
  • Trinken größerer Mengen oder Trinken über einen längeren Zeitraum als beabsichtigt
  • Anhaltender Wunsch oder erfolglose Bemühungen, den Alkoholkonsum einzuschränken oder zu kontrollieren
  • Viel Zeit damit verbringen, die Auswirkungen des Alkoholkonsums zu erhalten, zu nutzen oder sich davon zu erholen
  • Verzicht oder Einschränkung sozialer, beruflicher oder Freizeitaktivitäten wegen Alkoholkonsums
  • Konsum trotz Kenntnis anhaltender oder wiederkehrender physischer oder psychischer Probleme, die durch den Alkoholkonsum verursacht oder verschlimmert wurden

Zum Alkoholentzug oder zum Auftreten körperlicher Symptome, wenn der starke Alkoholkonsum reduziert oder eingestellt wird, können gehören:

  • Zittern
  • Schwitzen
  • Hohe Pulsfrequenz
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Schlaflosigkeit
  • Angstzustände oder Depressionen
  • Krampfanfall
  • Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • Nicht medizinisch kontrollierter Entzug kann vorübergehende Halluzinationen, ein Delir oder Grand-Mal-Anfälle (Epilepsie) auslösen

Die Alkoholabhängigkeit wird sowohl von genetischen als auch von Umweltfaktoren beeinflusst. Personen mit einer familiären Abhängigkeitsvorgeschichte haben ein höheres Risiko einer lebenslangen Abhängigkeit, als Personen ohne eine solche Vorgeschichte. Darüber hinaus sind bereits bestimmte Gene identifiziert, die die Anfälligkeit von Menschen für Alkoholabhängigkeit beeinflussen. Trotz alldem sagen erbliche Einflüsse allein noch keine Zukunft der Alkoholabhängigkeit voraus.

Auch Umweltfaktoren spielen eine bedeutende Rolle. Beispielsweise kann das Kind eines alkoholabhängigen Elternteils genetisch für Alkoholabhängigkeit prädestiniert sein, kann diese jedoch durch Aufklärung, Selbstkontrolle und soziale Unterstützung wirksam vereiteln. Umgekehrt können neurochemische Veränderungen im Gehirn, die durch wiederholten Missbrauch von Substanzen wie Alkohol verursacht werden, zu einer neurologischen Substanzabhängigkeit führen, selbst wenn die Person keine genetische Anfälligkeit für Suchterkrankungen hat.

Problematischer Alkoholkonsum jeden Grades oder jeder Schwere kann familiäre und soziale Beziehungen stören und zu psychologischen Problemen, Gewalt und Aggression sowie zu rechtlichen Problemen führen. Alkoholmissbrauch ist auch mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden, einschließlich solcher, die durch Autounfälle, Stürze und Brände entstehen. Die Verletzungsgefahr steigt nicht nur mit der Menge des konsumierten Alkohols, sondern diese Gefahr beginnt bereits bei relativ geringem Alkoholkonsum zu steigen. Alkoholmissbrauch kann auch zu unsicheren Sexualpraktiken beitragen, die zu einer erhöhten Inzidenz von HIV/AIDS, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten führen.

Ein höheres Maß an Alkoholmissbrauch ist mit einem größeren Risiko negativer gesundheitlicher Auswirkungen verbunden, darunter auch:

  • geschwächtes Immunsystem
  • Tuberkulose,
  • Koronare Herzkrankheit
  • Schlaganfall
  • Leberzirrhose
  • Krebs
  • Neuropathie
  • Nierenerkrankung
  • Entzündung des Magen-Darm-Trakts

Das Trinken von Alkohol ist gesellschaftlich fest verankert – als legale Droge ist Alkohol leicht erhältlich, jederzeit verfügbar und zudem vergleichsweise preisgünstig. Der Grat zwischen Genuss und Gefahr ist schmal und der Übergang von schädlichem Gebrauch zur Sucht ist fließend. Auch wenn abhängige Menschen ihre Alkoholsucht nicht länger verdrängen können, suchen die wenigsten sofort Hilfe. Zum einen ist die Scham sehr groß, zum anderen ist der Gedanke, auf Alkohol verzichten zu müssen, für viele nicht vorstellbar.

Doch Alkoholismus ist eine lebensbedrohliche Krankheit. Sie kann nur in den seltensten Fällen alleine bewältigt werden. Zögern Sie daher nicht sich Hilfe zu suchen, wenn sie fürchten, zu viel zu trinken. Die Prävention von und das frühzeitige Eingreifen bei Alkoholproblemen trägt dazu bei, schädliche Folgen und die damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Kosten zu verringern.

Screening/Anamnese – Beim Alkoholscreening wird versucht, sowohl riskante Trinker als auch Trinker zu identifizieren, die Symptome von Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit aufweisen. Die Instrumente des Screening reichen von kurzen, selbst ausgefüllten Fragebögen bis hin zu von Experten geführten Interviews. Das Screening auf gleichzeitig auftretende psychische Störungen ist ebenfalls wesentlich für die Planung einer wirksamen Intervention.

Diagnose – Eine umfassende Beurteilung durch einen Facharzt für Psychiatrie liefert eine detaillierte Beschreibung der Art und des Ausmaßes des Alkoholproblems einer Person. Die einzigartigen Situationsmerkmale, Stärken und Schwächen der Person sollten berücksichtigt werden, um die wirksamsten Lösungen zu entwickeln. Im Allgemeinen können Personen, die als riskante Trinker identifiziert wurden – und die leichte oder mäßige Alkoholprobleme haben – am meisten von kurzen Interventionen profitieren, die in der Regel Beratungs- und Aufklärungssitzungen umfassen, die praktische Ratschläge geben und Fähigkeiten aufbauen. Kurzinterventionen sollen den Alkoholkonsum reduzieren und das Risiko, alkoholbedingte Probleme zu entwickeln, minimieren.

Behandlung der Alkoholabhängigkeit – Kurzinterventionen sind für Personen, bei denen eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert wurde, unzureichend. Diese Personen profitieren von einer intensiveren Suchtbehandlung, die je nach den Bedürfnissen des Einzelnen psychologische, pharmakologische, soziale und medizinische Dienste in stationärer oder ambulanter Form umfassen kann. In vielen Fällen ist die Langzeittherapie der richtige Weg.

Medikamente

Viele Medikamente können Krankheiten verhindern, lindern oder heilen. Werden bestimmte Arzneimittel aber zu lange und in zu großen Mengen eingenommen, dann können sie krank machen. Bei Medikamentensucht entwickeln die Betroffenen ein kaum beherrschbares Verlangen nach einem bestimmten Medikament. Hohes Suchtpotenzial besitzen vor allem Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel. Werden diese Medikamente abgesetzt, führt dies im Falle einer Abhängigkeit zu körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen. Der Begriff „Sucht“ wird meist eher mit Alkohol- und Drogenabhängigkeit in Verbindung gebracht, doch nach Einschätzung von Experten handelt es sich bei der Medikamentensucht sogar um ein recht weit verbreitetes Problem. Die Abhängigkeit von Medikamenten stellt sich meist schleichend ein und wird häufig erst spät oder gar nicht diagnostiziert, weshalb die Dunkelziffer der Betroffenen vermutlich deutlich höher ist, als offiziell bekannt.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Medikamentensucht bzw. -abhängigkeit und Medikamentenmissbrauch. Ein Missbrauch liegt immer dann vor, wenn Arzneimittel anders als vom verschreibenden Arzt vorgesehen eingesetzt werden. Dies ist dann der Fall, wenn ein Medikament zu lange, in zu hoher Dosierung oder ohne medizinische Notwendigkeit eingesetzt wird. Der Medikamentenmissbrauch ist dabei oft der erste Schritt zur Medikamentensucht. Eine Abhängigkeitsdiagnose stellt der Arzt jedoch nur dann, wenn der Betroffene Medikamente einnimmt, die sich auf die Psyche auswirken (psychotrope Medikamente). Dazu gehören Schlaf-, Anregungs- und Schmerzmittel. Die am häufigste verschriebene und konsumierte psychotrope Wirkstoffgruppe sind die Benzodiazepine, die beruhigend wirken.Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) muss für die Diagnose einer Medikamentenabhängigkeit ein Substanzgebrauch vorliegen, der in klinisch bedeutsamer Weise zu Beeinträchtigungen und Leiden führt. Zudem müssen für die Diagnose „Medikamentensucht“ mindestens drei der folgenden Kriterien zutreffen:

  • Toleranzentwicklung, die sich durch Dosissteigerung oder verminderte Wirkung bei gleicher Dosis zeigt
    Entzugssymptome bei Absetzen oder Dosisreduktion des Medikaments
  • Häufige Einnahme über einen längeren Zeitraum oder in erhöhter Menge
  • Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, die Einnahme zu kontrollieren
  • Hoher Zeitaufwand für die Beschaffung der Medikamente
  • Einschränkung oder Aufgabe von sonstigen Aktivitäten in Beruf und Freizeit
  • Einnahme trotz Bewusstsein über die negativen Auswirkungen

Die Arzneimittel mit dem höchsten Suchtpotenzial sind folgende Substanzgruppen:

  • Schlaf- und Beruhigungsmittel, zB. Benzodiazepine
  • Anregungsmittel und Appetitzügler, zB. Amphetamine
  • Schmerz- und Betäubungsmittel, zB. Opioide

Schlaf- und Beruhigungsmittel
Bei Angsterkrankungen, Schlafstörungen oder Stress verschreibt der Arzt häufig Benzodiazepine. Das sind Medikamente, die rezeptpflichtig in der Apotheke erhältlich sind und angstlösend, entspannend und beruhigend wirken. Schlafmittel können insbesondere in akuten Belastungssituationen eine große Erleichterung darstellen. Bei beiden Wirkstoffgruppen gilt jedoch, dass eine zu lange Anwendung in eine Medikamentensucht führen kann. Werden Schlaf- und Beruhigungsmittel über einen längeren Zeitraum (länger als 4 Wochen) eingenommen, haben sie ein enormes Suchtpotenzial. Sie machen sowohl körperlich, als auch psychisch abhängig und es kommt zu einer Toleranzerhöhung.

Typische Symptome einer Abhängigkeit durch den Missbrauch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln sind Leistungseinbußen, Verringerung der Interessen und eine allmähliche Veränderungen der Persönlichkeit. Außerdem kommt es zu schweren Entzugserscheinungen wie Schwäche, Schwindel, Zittern, innere Unruhe, Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Zittern, Angstzustände, Reizbarkeit und Krampfanfälle. Zusätzlich kann sich eine sogenannte Wirkungsumkehr einstellen, was dazu führt, dass die Betroffenen auf das Medikament nicht mehr müde und ruhig, sondern im Gegensatz aufgeregt und euphorisiert reagieren.

Anregungsmittel und Appetitzügler (Psychostimulanzien)
Die sogenannten Psychostimulanzien sind Medikamente, die antriebssteigernd und appetitzügelnd wirken – Müdigkeit und Hungergefühle werden unterdrückt und die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit wird erhöht. Stimulanzien werden bei Patienten mit Narkolepsie und Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) angewendet. Nehmen Betroffene die Medikamente nach Vorschrift des Arztes ein, entwickelt sich in der Regel keine Medikamentensucht. Allerdings kommt es vor, dass sich zB. Sportler Zugriff auf Aufputschmittel wie Amphetamine verschaffen, um leistungsfähiger zu sein und appetitzügelnde Stimulanzien werden wiederum nicht selten von Magersüchtigen eingenommen. Bei längerer Einnahme ist die Gefahr groß, abhängig zu werden.
Symptome des Entzugs sind Müdigkeit, psychomotorische Verlangsamung, Unruhe, Schlafstörungen sowie schwere Depressionen bis hin zur Suizidneigung.

Schmerz- und Betäubungsmittel 
Als wirksame Schmerz- und Betäubungsmittel werden die sogenannten Opioide vor allem bei sehr starken und chronischen Schmerzen eingesetzt. Diese Morphiumabkömmlinge haben zudem eine stimmungshebende Wirkung. Opioide führen bei falscher Dosis bzw. falscher Anwendungsdauer zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit sowie einer Toleranzentwicklung. Ihr Suchtpotenzial ist hoch, weshalb die Einnahme unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen muss.
Werden die Schmerzmittel sehr häufig eingenommen, können die Medikamente einen Dauerkopfschmerz erzeugen. Zu den Entzugserscheinungen gehören ebenfalls Kopfschmerzen sowie Zittern, Schlafstörungen, Unruhe, Verspannung, schlechte Laune und Bewusstseinsstörungen.

Da die Einnahme von Medikamenten in der Gesellschaft häufig als gesundheitsförderndes Verhalten angesehen wird, kann eine Medikamentensucht über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg unerkannt und unbehandelt bleiben. Es ist weder für die Medikamentenabhängigen selbst, noch für deren Freunde und Familienmitglieder leicht, die Erkrankung zu bemerken. Wenn Betroffene unerwünschte Wirkungen eines Medikamentes feststellen oder das Medikament nicht nach den Vorgaben des Arztes einnehmen, sollten sie sich dringend Hilfe suchen. Je früher eine Medikamentensucht erkannt wird, desto leichter ist es, das Medikament abzusetzen und desto besser sind die Heilungschancen.

Besteht eine Medikamentensucht nach psychotropen Medikamenten über lange Zeit, ist der Entzug psychisch und körperlich sehr belastend, weshalb die Entwöhnung niemals ohne professionelle Hilfe durchgeführt werden sollte. Entzugssymptome treten individuell und je nach Wirkstoff sehr unterschiedlich ein. Bei einem Entzug wird die Dosis unter ärztlicher Anleitung schrittweise reduziert – insbesondere, wenn mit gravierenden Entzugserscheinungen zu rechnen ist, muss dieser Entzug stationär, also im Krankenhaus, durchgeführt werden. Auf den Entzug folgt die Stabilisierungsphase, in der der Patient lernt auch in Stresssituationen oder bei innerer Anspannung anstelle der Medikamente auf alternative Methoden zurückzugreifen. Ebenso bedeutend wie die eigentliche Therapie der Medikamentensucht ist hier außerdem die Behandlung eventueller psychischer Begleiterkrankungen, wie zB. Depression oder Angsterkrankungen. Da der Patient seine Beschwerden bisher nur mit Tabletten zu lindern versucht hat, ist es wichtig, ihm nun psychotherapeutische Bewältigungsmechanismen an die Hand zu geben.


 

Illegale Drogen bzw. Substanzen

Unter illegalen Drogen versteht man psychoaktive Substanzen, deren Erwerb und Besitz in Österreich gesetzlich nicht erlaubt ist. Umgangssprachlich werden diese Substanzen meist als Drogen bezeichnet, doch das Wort „Drogen“ kommt in den österreichischen Gesetzen nicht vor. Illegale Substanzen werden mit dem Ziel konsumiert, Erlebnis- oder Bewusstseinsveränderungen herbeizuführen. In Österreich gibt es derzeit etwa 35.000 bis 38.000 Personen mit problematischem Drogenkonsum, das bedeutet in erster Linie den Konsum mehrerer Substanzen in Verbindung mit Opiaten als sogenannte „Leitdroge“ (GÖG, Bericht zur Drogensituation 2019.

Wirkweise und Gefahrenpotenziale einzelner Substanzen.

Wichtigster psychoaktiver Bestandteil ist Tetrahydrocannabinol (THC). Es führt abhängig von der Dosis zu körperlicher Entspannung, Euphorie, verändertem Zeitgefühl und der Verzerrung von Sinneseindrücken. Akute Risiken durch den Konsum von Cannabis betreffen vor allem die Psyche: Paranoia, Halluzinationen, „Horrortrips“, Erinnerungslücken und viele weitere negative Empfindungen können sich einstellen – auch Herzrasen, Übelkeit und sogar ein Kreislaufkollaps sind möglich. Die Folgen von Langzeitkonsum (z.B. Gedächtnisstörungen, Intelligenzverminderung, amotivationales Syndrom, Persönlichkeitsveränderungen) sind umstritten und werden kontrovers diskutiert.

Opiate sind psychoaktive Substanzen und entstehen auf Basis des eingetrockneten Milchsaftes der unreifen Kapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum). Sie wirken euphorisierend, angstlösend, antidepressiv, beruhigend und schmerzstillend. Sie haben aber auch vielfältige Wirkungen außerhalb des zentralen Nervensystems (Verdauungstrakt, Herz, Lunge etc.). Opiate führen zu starker körperlicher und psychischer Abhängigkeit. Aufgrund der Hemmung des Atemantriebs ist eine Überdosierung lebensgefährlich.

Kokain ist der Inhaltsstoff der Blätter des Kokastrauches. Crack wird aus Kokainsalz und Natriumhydrogencarbonat (Natron) hergestellt. Beide Substanzen haben ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Sie erzeugen eine starke Euphorie. Müdigkeit, Schlafbedürfnis und Appetit werden unterdrückt während Konzentration, Aufmerksamkeit und geistige Präsenz vorübergehend gesteigert werden. Langzeitfolgen des Konsums sind Psychosen und Krampfanfälle – bei nasaler Applikation kann es zu chronischen Entzündungen der Nasenschleimhaut, Perforation der Nasenscheidewand und Verlust des Geruchssinnes kommen. Eine Überdosierung kann zu paranoiden Reaktionen und psychotischen Zuständen führen. Außerdem drohen Herzinfarkt und Schlaganfall aufgrund der stark gefäßverengenden Wirkung. Sowohl gelegentlicher als auch regelmäßiger Konsum von Kokain machen abhängig – und zwar in erster Linie auf psychischer Ebene. Bei hohen Dosen von Kokain sowie beim Crack-Rauchen kann das schon innerhalb weniger Wochen passieren.

Sie sind chemisch mit der aktivierenden Substanz Amphetamin verwandt und werden hauptsächlich als „Partydrogen“ verwendet. Speed enthält in der Regel Amphetamin, Methamphetamin sowie Ephedrin (ein Alkaloid aus der Pflanzen-Gattung Ephedra), Koffein und Verschnittstoffe (z. B. Milchzucker, Waschpulver). Sehr beliebt als Partydroge ist auch Ecstasy, ein Amphetamin-Abkömmling, der meist MDMA (= Methylendioxymethamphetamin) enthält. Bei der Szenendroge „Crystal“ handelt es sich um ein weißes, kristallines Pulver aus der Gruppe der Methamphetamine. Das Suchtpotenzial ist je nach Substanz unterschiedlich hoch. Die Präparate wirken stimmungsaufhellend, euphorisierend und stimulierend. Sie hemmen Schlafbedürfnis und Appetit, steigern die Kontaktbereitschaft und vermindern die Ich-Abgrenzung.

Je häufiger man Amphetamine konsumiert, desto kürzer wird meist die Wirkdauer, weil sich der Körper allmählich daran gewöhnt. Die Folge ist, dass der Betreffende die Dosis sukzessive steigert – er rutscht in eine starke psychische Abhängigkeit. Steigert der Konsument die Drogendosis weiter, kann sich eine sogenannte Amphetaminpsychose entwickeln. Man versteht darunter eine schwere psychische Störung, die aufgrund der auftretenden Paranoia und Halluzinationen einer Schizophrenie ähnelt. Davon abgesehen können Amphetamine Schäden am Herz-Kreislauf- und Nervensystem verursachen. Als stärkstes Nervengift unter den Amphetamin-Abkömmlingen gilt Methamphetamin („Meth“ oder auch Ice, Crystal).

Nicht-stoffgebundene Sucht

Als nicht-stoffgebundene oder substanzungebundene Abhängigkeit bezeichnen Psychologie und Psychotherapie jene Formen psychischer Zwänge und Abhängigkeiten, die nicht an die Einnahme von psychoaktiven Substanzen (wie z. B. Alkohol, Nikotin oder anderer Drogen) gebunden sind. Die Betroffenen sind vielmehr abhängig von bestimmten Verhaltensweisen, die nicht mehr kontrolliert werden können. Wie bei der stoffgebundenen Sucht entwickeln sich nach und nach schwerwiegende psychische und körperliche Folgen. Die Abhängigkeit kann die Lebensführung enorm beeinträchtigen und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führen. Beispiele für nicht-stoffgebundene Abhängigkeiten sind:

  • Spielsucht (Pathologisches Spielen)
  • Arbeitssucht
  • Kaufzwang
  • Medienabhängigkeiten (Computer, Internet, etc.)
  • Hypersexualität
  • Messie-Syndrom

Langzeittherapie in den REVITA Therapiezentren

Das therapeutische Angebot der REVITA Therapiezentren richtet sich an Menschen mit einer Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeit als Haupt- bzw. Suchtdiagnose. Außerdem wird in Zusammenarbeit mit dem psychiatrischen Konsiliarius jede Form von psychiatrischer Komorbidität (Begleiterkrankung; Doppel- bzw. Mehrfachdiagnose) behandelt. Opiatabhängige Personen und Personen, die aktuell von illegalen Drogen abhängig sind, können nicht in unsere Einrichtungen aufgenommen werden. Eine Ausnahme besteht im Zusammenhang mit Schmerzmedikation – sollte eine iatrogene Abhängigkeit von Opioiden im Rahmen eines chronischen Schmerzsyndroms vorliegen, ist eine Aufnahme grundsätzlich nicht kontraindiziert und wird durch den psychiatrischen Konsiliarius überprüft.

Mehr Details und Informationen finden Sie hier:
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Hilfe aus der Abhängigkeit

Abhängigkeit ist individuell und betrifft den intimsten Lebensbereich eines Menschen. Doch Sie sind nicht alleine! Das Team der REVITA Therapiezentren steht Ihnen in jeder Lebenssituation zur Seite. Wir sind hier, um zu helfen.

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